
Coq au Vin – in Wein saftig zart geschmorteer Hahn
Mit dem Coq au Vin reiht sich heute ein weiterer rustikaler Schmorklassiker in unsere Rezeptsammlung ein. Dabei bleiben wir der ursprünglichen Rezeptur treu und halten uns an die eher winterliche Zutatenliste. Doch bei der weltbesten Variante der französischen Legende, kommt es vor allem auf die Einhaltung der Proportionen und Zubereitungsschritte an. Darum verraten wir Euch unsere wichtigsten Tricks und Kniffe auf dem Weg zum vollkommenen Hahn im Wein.
Welches Fleisch für Coq au Vin: Hahn oder Huhn?
Habt Ihr Euch auch schon das ein oder andere Mal beim Einkauf die Frage gestellt, was da gerade vor Euch in der Auslage präsentiert wird? In der Regel findet man beim Geflügelkauf keinerlei Anhaltspunkte, die einem verraten könnten, ob nun ein Hahn oder Huhn der Fleischlieferant ist. Bei den allermeisten Rezepten spielt dieser Fakt auch keine große Rolle – nicht so beim Coq au Vin.
Hierfür wird traditionell das Fleisch vom Hahn verwendet – die Vorteile liegen auf der Hand. Ähnlich wie bei Schweinen, das Fleisch vom Eber kräftiger schmeckt, als das der weiblichen Säue, ist auch das Hahnenfleisch viel aromatischer im Geschmack. Weitere Unterschiede zum normalen Masthähnchen sind die dunklere Farbe und die festere Konsistenz. Das intensive Eigenaroma spiegelt sich vor allem in der tiefdunklen Sauce wieder. Ein vermeintlicher Nachteil ist der geringere Fleischanteil, verglichen mit normalen Masthähnchen. Während diese nach der langen Zeit im Schmortopf zerfallen und teilweise vertrocknen würden, hat der Hahn gerade jetzt den perfekten Garpunkt erreicht.
Was wird aus den männlichen Tieren?
Leider sind Hähne heutzutage nur schwer erhältlich. Der Geflügelmarkt ist überschwemmt von Rassen, die möglichst schnell, sehr viel Fleisch ansetzen sollen, ohne Rücksicht auf den Geschmack. Ein weiterer Faktor, der das Hahnenfleisch von der Bildfläche verschwinden lässt, ist die Eierproduktion. Hier werden die männlichen Tiere bereits am ersten Tag nach dem Schlüpfen geschreddert. Der Grund – die Aufzucht der männlichen Tiere ist in der konventionellen Haltung zu teuer, da sie keine Eier legen und kaum Muskelfleisch ansetzen. Zudem ist die Nachfrage der Kunden fokussiert auf unkomplizierte Teile wie Keulen und Brust. Es liegt also am Verbraucher, einen Wandel herbei zu führen und durch das eigene Kaufverhalten die Fleischindustrie zum Umdenken zu bewegen.
Eine Alternative findet sich in der französischen Freilandzucht – der Kapaun. Ein fetter Hahn, in dessen Aufzucht viel Mühe und vor allem Zeit investiert wird. Sein Schlachtalter liegt zwischen mindestens 150 und bis zu 180 Tagen. Doch wozu die ganze Arbeit? Durch eine Kastration des Tieres kurz vor der Geschlechtsreife, wird der Hahn ruhiger und ist fortan mehr mit der Futtersuche, als dem Bespaßen der Hühner beschäftigt. Durch das langsame Wachstum kann er nun in Ruhe intramuskuläres Fett ansetzen. Das wiederum wirkt sich positiv auf den späteren Geschmack aus.
Die Wiege des Coq au Vin
Dass Coq au Vin aus Frankreich stammt, ist natürlich kein Geheimnis. Doch seinen tiefsten Ursprung findet das Rezept im wohl bekanntesten Weinanbaugebiet, dem Burgund. So entdeckt man auf der Suche nach dem traditionellen Rezept oft den Namen Coq au Vin de Bourgogne. Tatsächlich gibt es mittlerweile fast so viele verschiedene Varianten des Gerichts, wie Weinregionen in Frankreich. Die Namen der Gerichte orientieren sich deshalb meistens an den verwendeten Weinen, die in der Regel auch den einzigen größeren Unterschied bei der Rezeptur ausmachen. Eine leicht sommerliche Version des berühmten französischen Hahns, findet Ihr auch bei uns im Fleischglück Magazin.
Der Weg zum weltbesten Hahn
Nach der perfekten Produktauswahl folgt die entsprechende Zubereitung. Um noch mehr Geschmack in das ohnehin schon aromatische Fleisch zu bringen, wird der Hahn über Nacht zusammen mit Rotwein und dem typischen Mirepoix eingelegt. Dabei nehmen Muskeln und Haut des Geflügels eine markant violette Färbung an. Der nächste Geschmackskick erfolgt durch das kräftige Rösten aller Komponenten. Damit auch wirklich Röststoffe entstehen und nicht einfach alles wie ein Eintopf vor sich hin schmurgelt, wird ein Bestandteil nach dem anderen getrennt gebraten. Sind dann wieder alle Teile im Schmortopf vereint, wird flambiert. Der Cognac harmoniert wunderbar mit unserem kräftigen Hahn und verleiht ihm seine eleganten Aromen.
Nach dem langen Schmoren bei geringer Hitze ist die Flüssigkeit tiefdunkel, aber durch fehlendes Bindegewebe im Fleisch sehr flüssig. Deshalb bekommt die Sauce noch ihren letzten Schliff mit der guten alten Beurre manié. Die Mehlbutter sorgt für die nötige Bindung ohne dabei wie eine Mehlschwitze zu verklumpen. Wenn das Fett schmilzt, werden die Mehlteilchen nach und nach freigegeben und gehen in die Flüssigkeit über, um sie zu binden.
Coq au Vin - Der Winterklassiker
Zutaten
- 1,5 kg Hahn zerlegt in 8 Teile
- 1 Liter Rotwein
- 8 Schalotten oder doppelte Menge Perlzwiebeln
- 2 Karotten
- 2 Stängel Staudensellerie
- 1 TL Pfefferkörner
- 250 g geräucherter Speck
- 4 Knoblauchzehen
- 1 TL Tomatenmark
- 2 EL Butterschmalz
- 1 Bund Thymian
- 500 ml Hühnerfond
- 100 ml Cognac
- 300 g Champignons
- 1 EL Butter
- Meersalz
- 3 EL Mehl
- 2 EL Butter
Anleitungen
- Am Vorabend den Hahn zusammen mit Rotwein, dem grob geschnittenen Gemüse und Pfefferkörnern einlegen - über Nacht im Kühlschrank ruhen lassen.
- Die Mehlbutter vorbereiten - dafür das Mehl mit der Butter verkneten, in Butterbrotpapier einrollen und ebenfalls im Kühlschrank kalt stellen
- Am nächsten Tag die Hähnchenteile herausnehmen und gut mit Küchenpapier trockentupfen - den Rotwein durch ein Sieb gießen und beiseite stellen.
- Den Speck in Streifen schneiden und Butterschmalz in einem Schmortopf erhitzen - die Speckstreifen darin bei mittlerer Hitze auslassen, bis sie leicht gebräunt sind. Herausnehmen und beiseite stellen.
- Jetzt die Hähnchenteile darin knusprig anbraten, herausnehmen und das Gemüse aus dem Rotweinsud zufügen, um es zu rösten.
- Sobald das Gemüse Farbe angenommen hat, Tomatenmark, Thymianbündel, Knoblauchzehen und auch den gebratenen Speck, sowie die Hähnchenteile wieder dazu geben.
- Den Cognac angießen und anzünden - einige Minuten brennen lassen, bis die Flammen erlöschen.
- Anschließend mit Salz und Pfeffer würzen - nach und nach mit dem Rotweinsud ablöschen und die Flüssigkeit einkochen.
- Danach mit Hühnerfond aufgießen, aufkochen und bei geschlossenem Deckel für 60 Minuten simmern lassen.
- In der Zwischenzeit die Champignons putzen und in Butter goldbraun anbraten.
- Nach der Garzeit die Hähnchenteile herausnehmen und beiseite stellen - den Thymianbund ebenfalls herausnehmen.
- Die Hälfte der Mehlbutter in Stückchen zufügen und mit einem Schneebesen einrühren - zum Kochen bringen und für 5 Minuten köcheln lassen, bis alles leicht eingedickt ist (bei Bedarf noch die übrige Mehlbutter einarbeiten, oder für das nächste Gericht gekühlt aufbewahren).
- Fleisch und Pilze zur Soße geben und alles mit Salz und Pfeffer abschmecken.