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Murnau Werdenfelser Rind: Das bayerische Urviech

Murnau Werdenfelser Rind: Das bayerische Urviech

In die fast schon in Vergessenheit geratene Liste der ältesten Rinderrassen reiht sich auch das Murnau Werdenfelser Rind ein. Es gilt als ein echtes bayerisches Urvieh. Und wie so oft ergibt sich der Name für das Alm- und Wiesenrind aus seiner angestammten Heimatregion. Diese erstreckt sich über das Werdenfelser Land von den Alpen bis ins Voralpengebiet. Und damit in die Regionen Murnau, Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald und Oberammergau, wo sich einst der Grundstock der Rasse bildete. Auf unserer Epic Meat Tour haben wir uns auf die Spuren dieser einzigartigen Rasse begeben.

Was macht die Murnau Werdenfelser Rinder einzigartig?

Eine spezielle Eigenschaft macht die Tiere für die Region besonders attraktiv. Die Murnau Werdenfelser zeichnen sich vor allem durch ihre enorme Widerstandsfähigkeit gegenüber rauem Klima und hohen Niederschlagsmengen aus. Denn sie sind als einzige deutsche Rasse mit ihren ausgeprägt harten Klauen perfekt an dauerhaft nasse, weiche Böden angepasst. Schließlich sind die Landschaften Oberbayerns mit ihren rauen Bergwelten, sumpfigen Tälern und prächtigen Almwiesen so vielseitig wie markant. Und so wurde auch der Charakter der Tiere stark durch die außergewöhnliche Gegend geprägt. Das verschafft ihnen gegenüber anderen Rinderrassen eine gewisse Überlegenheit in der Haltung.

Zudem wirkt sich die üppige Vegetation der bayrischen Voralpen im Frühjahr und Sommer mit ihrer Vielzahl an Wildkräutern positiv auf den Geschmack der Milch und die Qualität des Fleisches aus. Um diese Gegebenheiten voll auszuschöpfen, ist die Aufzucht der Tiere mit viel Bewegung und ausreichend Zeit für ein langsames, aber stetiges Wachstum in der freien Natur verbunden. Ein hoher Aufwand, der sich vor allem im dunkelroten und aromatischen Fleisch der Rinder widerspiegelt.

Das Profil der robusten Landrasse

Bis zum frühen 20. Jahrhundert wurden die Tiere wie damals üblich als Dreinutzungsrasse für die Landwirtschaft, sowie Milch- und Fleischerzeugung gehalten. Damals schlachtete man die Tiere in der Regel erst, wenn sie als Zugtiere und Milchlieferanten nicht mehr genug Leistung erbrachten. Inzwischen dienen sie nur der Doppelnutzung und der primäre Fokus liegt auf der optimalen Fleischqualität. Im Erhaltungszuchtprogramm strebt man vor allem die typischen Merkmale der Rinder an:

  • mittelrahmiges Rind
  • langlebig und anspruchslos
  • behornte Rasse
  • helle bis dunkelgelbe oder rotbraune Fellfarbe ohne Weißanteil
  • dunkles Flotzmaul mit hellem Saum
  • Klauen und Hornspitzen immer schwarz mit überdurchschnittlicher Härte
  • sehr belastbares Fußwerk

Weitere wichtige Eigenschaften:

  • widerstandsfähig
  • gute Anpassung an steile Weideflächen, Moor- und Sumpfgebiete
  • an raues Klima gewöhnt
  • regelmäßige Trächtigkeit
  • problemlose Abkalbung
  • gute Milchleistung

Murnau Werdenfelser

Eine Rarität und Teil des bayrischen Kulturguts

Leider gibt es heutzutage nur noch wenige Züchter, die sich den Murnau Werdenfelser Rinder widmen. Die Rasse wurde lange Zeit im Bezug auf ihre Fleisch- und Milchqualität unterschätzt und zunehmend von Hochleistungsrassen verdrängt. Dabei verfügt vor allem die Milch der Tiere aufgrund ihrer speziellen Proteinzusammensetzung, über beste Eigenschaften für die Käseherstellung. Und auch ihr Fleisch gilt inzwischen als eine geschmackliche Bereicherung. Doch obwohl die Anzahl der Murnau Werdenfelser durch die wertvolle Arbeit der Züchter in ihren ökologischen Betrieben wieder aufgestockt wird, ist ihr Fleisch vorläufig nur in limitierten Mengen auf dem Markt erhältlich.

Als ausschließlich in Bayern gehaltene Rasse haben die Rinder eine besondere regionale Bedeutung. Dieses Alleinstellungsmerkmal ist auf ihr Hauptzuchtgebiet in Garmisch, aus den 1870er Jahren zurückzuführen. Dort erfreute sich die Rasse vor allem Aufgrund ihrer starken Zugleistungen größter Beliebtheit beim Einsatz in Wäldern und auf dem Feld. Mit der zunehmenden Modernisierung der landwirtschaftlichen Strukturen, nahm die Verbreitung der Herden jedoch rapide ab. Während damals noch über 62.000 Murnau Werdenfelser in den bayrischen Regionen heimisch waren, ist der Bestand in den 2000ern bereits auf eine Gesamtpopulation von 350 Tieren geschrumpft.

Die Zuchtziele zum Erhalt der alten Rinderrasse

Wie auch das Pinzgauer Rind, stehen die Murnau Werdenfelser unter einem extremen Gefährdungsgrad auf der roten Liste gefährdeter Haustierrassen. Und da die kleine Population nur noch auf wenige reine Blutlinien zurückverfolgt werden kann, steht der Erhalt der Landrasse an erster Stelle. Um das Sicherzustellen ist für alle Zuchtbetriebe eine Mitgliedschaft am LKV-Bayern (Erzeugungs- und Qualitätsmonitoring zur Nutztierhaltung) verpflichtend. Im Mittelpunkt der Zucht stehen:

  • gezielte Anpaarung mit geringer Inzucht (Sicherung des Genpools)
  • Eignung für extreme Standorte soll erhalten bleiben
  • Einkreuzungen zur Leistungsverbesserung nur mit sehr ähnlichen Rassen
  • langfristige Rückführung auf Reinzucht
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