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Das Galloway-Rind – ein persönliches Rasseportrait

Das Galloway-Rind – ein persönliches Rasseportrait

Wer könnte besser über eine Tierrasse berichten, als jemand, der täglich mit diesen Tieren arbeitet? Wir haben Züchter gebeten, uns einen sunjektiven und persönlichen EInblick in das Wesen ihrer Rasse und die Arbeit mit den Tieren zu geben. Heute: Jürgen Greiner von unsergalloway.de über seine Galloway-Rinder. Dieser Bericht dokumentiert die persönliche Wahrnehmung des Züchters dar und hat nicht den Anspruch ein allgemeingültiges und absolutes Bild der Rasse zu zeichnen. A,lle Fotos zeigen Rinder von unsergalloway.

Meine Geschichte mit den Galloways

In den 1980er Jahren liefen auf unserem Ackerbaubetrieb einige Schafe, die auf den unebenen halb offenen Weiden häufig ausbrachen. Wir hatten nach dem Brand Ende 1983 keine Ställe mehr. Deshalb war ich auf der Suche nach robusten hornlosen Fleischrindern mit gutem Haarkleid und exzellenter Fleischqualität, die auch in einem nassen Winter ganzjährig im Freien gehalten werden können. Auf der Rendsburger NORLA im Jahr 1987 entschied ich mich Galloways zu züchten, weil sie mit ihrem doppelten Haarkleid Schafe sehr gut ersetzen können und in ihrem Ursprungsland Schottland das Wetter ähnlich ist wie bei uns. Anschließend kaufte ich die ersten reinrassigen Galloways. In den folgenden Jahren wuchs die Herde und die Galloways verdrängten den Getreide- und Rapsanbau auf unserem Hof. Seit 2005 werden unsere Böden nicht mehr mit Kunstdünger und Pestiziden belastet. Deshalb können wir gesundes, natürlich erzeugtes Gallowayfleisch anbieten. In den vergangenen Jahren haben wir mehr als 200 Galloways in europäische Länder verkauft, davon 12 Zuchtbullen nach Schottland.

Galloway-Züchter Jürgen Greiner

Galloway-Züchter Jürgen Greiner

Was zeichnet Galloways aus?

Galloways sind unserer Erfahrung nach sehr stark personenbezogen, friedfertig, robust und extrem genügsam. Von Natur aus haben sie keine Hörner, dafür langes zotteliges Haar und wärmendes Unterhaar. Ursprünglich stammen sie aus der Region Galloway im Südwesten Schottlands, die ihn ihren Namen verleiht. Wir sagen: „Man schmeckt ihre raue, windige und regnerische Herkunft.“ Seit Jahrhunderten werden Galloways auf kargen Weiden im schottischen Hochland gezüchtet. Sie gelten als älteste Fleischrinderrasse der britischen Inseln und fanden schon bei den alten Römern hohes Lob aufgrund ihrer hervorragenden Fleischqualität. Die raue, windige und regnerische Herkunft hat diese Rinder bis heute geprägt und verleiht dem Fleisch einen einzigartig würzigen Geschmack.

Die dicke Haut und das doppelte Haarkleid mit langem Deckhaar und feinem, dichten Unterhaar schützen Galloways im Winter vor Wärmeverlusten. Schnee oder Raureif liegen mehrere Stunden auf ihrem Rücken bevor sie schmelzen. Aus diesem Grund benötigen Galloways keinen Stall und können wie Wildrinder das ganze Jahr im Freien gehalten werden. Dies wird durch die guten Muttereigenschaften der Kühe unterstützt. Sie gebären leichte, vitale Kälber, zumeist ohne menschliche Hilfe. Die Kälber laufen ca. 10 Monate zusammen mit ihren Müttern und ernähren sich von natürlicher Muttermilch, die nur für sie gedacht ist. Galloways haben einen geringen Erhaltungsfutterbedarf und sind dadurch sehr genügsam. Die Tiergesundheit und Langlebigkeit der Galloways werden durch bis zu 15 % Gewichtsverluste im Winter wie bei Wildtieren gefördert. Zu hohe Gewichte und Verfettung würden Leber und Gelenke stark belasten.

Galloways und ihr Charakter

In unserer Zucht erleben wir Galloways als:

  • robust und widerstandsfähig
  • genügsam
  • leichtkalbig
  • fruchtbar
  • langlebig
  • friedfertig
  • genetisch hornlos
  • nicht selektive Grasfresser
  • ausgestattet mit ausgeprägtem Mutterinstinkt und starker Herdenbindung
  • sehr personenbezogen

Galloways eignen sich unseren Erfahrungen nach als robuste und nicht zu schwere Grasfresser für:

  • extensive Ganzjahresfreilandhaltung
  • Grenzertragsböden
  • Landschaftspflege zur Förderung der Artenvielfalt
  • nachhaltigen Klimaschutz durch Erhaltung von Grünland (CO2-Senke)
  • die Erzeugung von Gourmetfleisch mit nicht zu großen Teilstücken

Was sind die großen Herausforderungen bei der Arbeit mit dieser Rasse?

Das Einfangen von freilaufenden Rindern zur jährlichen Blutabnahme ist mit viel Stress für Mensch und Tier verbunden. Auch eine zahme ruhige Kuh wird manchmal aggressiv, wenn das neugeborene Kalb beim Einziehen der Ohrmarken zu viel Lärm macht. Zischende Geräusche von Freiluftballons beunruhigen die Tiere. Silvesterraketen und wildernde Hunde versetzen Tiere in Panik. Sie brechen dann aus, verletzen sich manchmal und gefährden den Verkehr insbesondere in der Nacht. Zu stark verängstigte Rinder lassen sich sehr schwer wieder einfangen und sind über einen längeren Zeitraum sehr unruhig mit großer Fluchtdistanz. Kolkraben und Fliegen gefährden das Leben junger Kälber mit ihren Bissen bzw. Larven.

Was sind die großen Stärken der Rasse Galloway aus Züchtersicht?

Galloways sind sehr widerstandsfähig und robust, weshalb Antibiotika bei einer artgerechten Haltung mit viel Auslauf und gutem Futter nicht notwendig sind. Sie liefern auch auf kargen Böden und in der Landschaftspflege hervorragendes Fleisch. Gleichzeitig fördern sie als Grasfresser die Humusbildung (CO2-Senke) und sind damit nachhaltige aktive Klimaschützer. Galloways haben aromatisches Fleisch aufgrund perfekter Marmorierung, wenn sie beim Schlachten eine gute Kondition haben und ruhig sind. In Australien wird das Fleisch von Rindern nach Qualität eingestuft. Dabei schneidet das Fleisch von reinrassigen Galloways außergewöhnlich gut ab. Die einzelnen Teilstücke haben die richtige Größe.

Galloway-Fleisch ist besonders zart, gut marmoriert und hat einen einzigartigen würzigen Geschmack. Gourmets stufen den Geschmack zwischen Rind und Wild ein. Dies ist durch ihren hohen Bewegungsdrang und die natürliche Ernährung zu erklären, wenn Galloways artgerecht 365 Tage im Jahr auf Weiden grasen können. Bedingt durch das doppelte Haarkleid haben Galloways relativ wenig Oberflächenfett. Galloway-Fleisch hat einen niedrigen Anteil an Fett und gesättigten Fettsäuren. Gleichzeitig ist das Verhältnis zwischen den Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren günstig. Dies zeigen beispielsweise Studien der Universität von Guelph in Kanada.

Welches Vorurteil über Gallowayrinder trifft nicht zu?

Es wird gerne behauptet, Gallowayss seien zu klein und zu unwirtschaftlich. In unserem Fall trifft das nicht zu. Außerdem glauben noch immer viele, Galloways seien in den 1990er Jahren der Grund für BSE in Deutschland gewesen. Tatsächlich war die Verfütterung von Tiermehl an Rinder Ursache für BSE und nicht die Herkunft.

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